Zeichen stehen auf Biomasse

19.07.2022

(Aus: Printausgabe ökoenergie 122, S. 9)

(AFU) – Sechzehn Landwirte entschlossen sich 2017 unter dem Dach der Genossenschaft Bioenergie OÖ im oberösterreichischen Walding eine Nahwärme-Anlage aus dem Boden zu stampfen. Dies war nur durch einen politischen Wechsel auf Gemeindeebene möglich. 20 Jahre lang versuchte man das regional bereitgestellte Hackgut im Ort zu nutzen, doch wurde das Projekt stets politisch und von der Konkurrenz aus der Gaswirtschaft ausgestochen. Schlussendlich folgte der Ukraine-Krieg, und die Versorgungssicherheit mit russischem Erdgas ist plötzlich in Schwebe. Auf einmal können sich die Betreiber vor Anschluss-Anfragen nicht mehr erwehren, mit der Folge, dass enorm ausgebaut wird. 

ALLE WOLLEN WEG VOM GAS 

Anfänglich wurden zwei Fröling-Kesselanlagen mit je 200 kW thermische Leistung installiert. Das Heizwerk versorgte die Wohnhausanlage Walding-Ost und ging 2018 in Betrieb. Damit wurden 76 Wohnungen in sechs Bauten mit einem Leistungsanschluss von 360 kW mit Biowärme versorgt. Geplant wurde das Projekt vom technischen Büro des Biomasseverbandes OÖ. 

2021 erfolgte der Entschluss des Bürgermeisters Hans Plakolm, die Gemeinde mit rund 4.000 Einwohnern und Einwohnerinnen auf erneuerbare Energien auszurichten. Landesrat Max Hiegelsberger äußerte bei einem Besuch den ortsbekannten Spruch „Wir heißen nicht Gasing, sondern Walding“. Der Bürgermeister lud die Betreiber zum Gespräch, mit dem Ziel, sechs kommunale Gebäude ans Nahwärmenetz anzuschließen, darunter Gemeindeamt, Kindergarten, Kommunalgebäude, Bauhof, FF-Gebäude und Sportpark. Der einstimmige Gemeinderatsbeschluss folgte. Für die Anschlüsse wäre ein Leitungsbau von 1,8 km nötig gewesen. Dafür war die Wärmeabnahme zu gering. Die Rettung folgte mit einem 300 kW-Anschluss des Sozialhilfeverbandes. Dann kam die „russische Energiekrise“ und alle Wohnbauträger auf der Trasse fragten nach einem Anschluss an. „Alle wollen weg vom Gas“, erklärt Heizwerks-Obmann Manfred Greiner. Nun werden drei weitere Kessel dazugestellt. Mit der Ausbaustufe wird die Leistung auf 2 MW erhöht. 

Im April wurde der Leitungsausbau gestartet und bereits die Hälfte ist fertiggestellt. „Dies wäre ohne die persönlichen Kontakte mit den lokalen Firmen und deren Engagement nicht möglich gewesen“, schildert Greiner. Mit 1. August kommen die ersten neuen Kunden ans Netz. 

AUS DEM ORT FÜR DEN ORT 

„Momentan stehen die Zeichen auf Biomasse“, erläutert Alois Voraberger von der Bioenergie OÖ. „Walding zeigt uns vor, dass praktisch eine ganze Gemeinde innerhalb kürzester Zeit auf eine erneuerbare Wärmeversorgung umsteigen kann. Biomasse-Nahwärme ist aus meiner Sicht dafür die ideale Lösung. Es ist eine Energieversorgung aus dem Ort für den Ort.“ Mit Hilfe der genossenschaftlich organisierten Bioenergie OÖ mussten die Betreiber das Rad nicht neu erfinden. Die Selbstbestimmung bleibt im Ort, die Erfahrung und der „Schutzschild“ (Finanzierung, Verwaltung und Versicherung) werden vom Gemeinschaftsbund optimal genutzt.